Discussion:
Peanuts und kurze Meldungen ...
(zu alt für eine Antwort)
norbert kock
2004-02-27 23:17:17 UTC
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... erlaube ich mir hier in Gänze zu posten. Gerde las ich also:

[Zitat]
dpa-afx
EU-Handelssanktionen gegen USA ab Montag sicher
Freitag 27. Februar 2004, 21:44 Uhr

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Europäische Union wird am Montag wie geplant
erstmals seit Bestehen der Welthandelsorganisation (WTO) in einem
transatlantischen Handelsstreit Sanktionen gegen die USA einführen. Das
bestätigte EU-Handelskommissar Pascal Lamy am Freitag in Washington.
Wegen illegaler Exporthilfen werden im März zunächst 16,5 Millionen
Dollar (13,2 Millionen Euro) an Strafabgaben fällig. Die Summe erhöht
sich jeden Monat, bis die USA ihre Gesetze geändert haben./oe/DP/ck
[/Zitat]

Natürlich sind es Peanuts. Oder? Dennoch fröstelt es mich, wenn ich dem
Aufbau von Handelshemmnissen zusehe. Klar, unser Bundeskanzler ist
nebenberuflich dem EZB-Direktorium beigetreten - als Ich AG oder so -
und verbalisiert gerade gut Wetter. Aber die o.g. Meldung scheint mir
doch bedeutender, als Politgefasel: Da passiert etwas.

Vielleicht ist es des Misstrauens zuviel. Möglich, das zudem die
schwindsüchtigen Inflationsraten eine zu große Skepsis bestärkt haben.
Aber mir drängen sich die zuziehenden Kreise des internationalen Handels
der 30`er Jahre erneut auf.

Was haltet ihr von diesem Treiben?

Grüße
Norbert
Gerd Roppelt
2004-02-29 10:53:35 UTC
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Post by norbert kock
Vielleicht ist es des Misstrauens zuviel. Möglich, das zudem
die schwindsüchtigen Inflationsraten eine zu große Skepsis
bestärkt haben. Aber mir drängen sich die zuziehenden Kreise
des internationalen Handels der 30`er Jahre erneut auf.
Was haltet ihr von diesem Treiben?
Ich würde mich zuerst einmal fragen, was an dieser Entwicklung
wirklich neu ist.

Daß die USA den Freihandel nur da wollen, wo er ihnen nützt, aber
da tätig einschränken, wo er ihnen schadet oder zu schaden scheint,
ist nichts neues. Daß die Europäer auch keine weiße Weste haben,
ist auch nichts neues. Neu ist, daß bisher keiner nachgegeben hat
und damit rein formal betrachtet eine neue Eskalationsstufe
erreicht wurde. Den geringen Umfang der Sanktionen bezeichnest Du
selbst als Peanuts und Wolfgang belegt mit Zahlen, daß es Peanuts
sind.

Wat nu? Ein Sturm im Wasserglas. Eine Parallele zu den 30er Jahren
kommt mir, 'tschuldigung, eher wie Panikmache vor.
Ganz klar: Man muss es mit Argusaugen verfolgen. Solcherlei
Handelshemmnisse könnten sich nach und nach zu echten
Umsatznagern entwickeln. Gar nicht gut für die betroffenen
Firmen und deren Börsenkursentwicklung.
Stellen wir doch mal einen Vergleich an mit dem letzten
vorangegangenen Fall von Handelshemmnissen zwischen USA und EU,
nämlich dem Stahlstreit. Können wir an den Aktienkursen der
europäischen Stahlerzeuger einen Einfluß des Stahlstreits erkennen?
Ich sehe nur das generelle Auf und Ab im Einklang mit dem gesamten
Aktienmarkt.

Schönen Gruß
Gerd
Michael Blunck
2004-02-29 18:08:45 UTC
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Gerd Roppelt scripsit:

["Handels-Krieg" US ./. Europa]
Post by Gerd Roppelt
Post by norbert kock
Was haltet ihr von diesem Treiben?
Ich würde mich zuerst einmal fragen, was an dieser Entwicklung
wirklich neu ist.
ME nicht sehr viel.
Post by Gerd Roppelt
Daß die USA den Freihandel nur da wollen, wo er ihnen nützt, aber
da tätig einschränken, wo er ihnen schadet oder zu schaden scheint,
ist nichts neues.
Mmh, schreibe ich auch immer, scheint also wahr zu sein wo du es nun explizit
bestätigst ...
Post by Gerd Roppelt
Daß die Europäer auch keine weiße Weste haben,
ist auch nichts neues.
Sie wollen zB das US-Hormonfleisch nicht fressen diese Brüsseler Eurokraten, und
dann darf es auch kein anderer hier in Alt-Europa.
Post by Gerd Roppelt
Neu ist, daß bisher keiner nachgegeben hat
und damit rein formal betrachtet eine neue Eskalationsstufe
erreicht wurde.
Ach was. Die EU zahlt bereits seit 1999 Strafzölle (s.o.). Möglicherweise wird
dieser Fall von dir nicht richtig wahrgenommen weil die Sanktionen hier mit
Massnahmen des Verbraucherschutzes verwechselt werden könnten? :o)
Post by Gerd Roppelt
Den geringen Umfang der Sanktionen bezeichnest Du
selbst als Peanuts und Wolfgang belegt mit Zahlen, daß es Peanuts
sind.
Ja, da sind wir uns alle einig. Besonders lächerlich in diesem Zusammenhang die
Aussagen von Lamy von vor einigen Monaten.
Post by Gerd Roppelt
Wat nu? Ein Sturm im Wasserglas. Eine Parallele zu den 30er Jahren
kommt mir, 'tschuldigung, eher wie Panikmache vor.
Eine gesunde Panik n den Finanzmärkten wäre doch auch mal wieder schön. :o)

Gruß
Michael
Gerd Roppelt
2004-03-04 06:45:32 UTC
Permalink
Post by Michael Blunck
Post by Gerd Roppelt
Wat nu? Ein Sturm im Wasserglas. Eine Parallele zu den 30er
Jahren kommt mir, 'tschuldigung, eher wie Panikmache vor.
Ich will's mal so sagen:
Muß man denn, selbst wenn er aus God's Own Country herüberweht,
jeden Furz zum Menetekel für den bevorstehenden wirtschaftlichen
Weltuntergang hochstilisieren?
Post by Michael Blunck
Eine gesunde Panik n den Finanzmärkten wäre doch auch mal
wieder schön. :o)
;-)
Aber bitte erst, wenn ich meinen Call auf den BTK verkauft habe.

Schönen Gruß
Gerd
Wolfgang Garbe
2004-03-01 12:31:54 UTC
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Post by Gerd Roppelt
Ganz klar: Man muss es mit Argusaugen verfolgen. Solcherlei
Handelshemmnisse könnten sich nach und nach zu echten
Umsatznagern entwickeln. Gar nicht gut für die betroffenen
Firmen und deren Börsenkursentwicklung.
Stellen wir doch mal einen Vergleich an mit dem letzten
vorangegangenen Fall von Handelshemmnissen zwischen USA und EU,
nämlich dem Stahlstreit. Können wir an den Aktienkursen der
europäischen Stahlerzeuger einen Einfluß des Stahlstreits erkennen?
Ich sehe nur das generelle Auf und Ab im Einklang mit dem gesamten
Aktienmarkt.
Das ist auch kein Wunder. Denn der Ausfuhranteil der meisten europäischen
Stahlerzeuger in die USA ist eher unter "ferner liefen" einzuordnen.
Der Löwenanteil der Ausfuhren bleibt innerhalb der EU.
Zudem waren nach der Verhängung von US-Schutzzöllen auf Stahleinfuhren
die Preise infolge der abrupten Angebotsverknappung sprunghaft gestiegen
- der Markt blieb somit trotz der Zölle weiterhin attraktiv.
Das Beispiel Stahl scheint also nicht dazu zu dienen, eine generelle
Auswirkungslosigkeit von Schutzzöllen auf Börsenkurse ableiten zu können.

Gruß,
Wolfgang
--
Keiner kommt hier lebend raus.
Gerd Roppelt
2004-03-04 06:45:32 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Garbe
Das Beispiel Stahl scheint also nicht dazu zu dienen, eine
generelle Auswirkungslosigkeit von Schutzzöllen auf
Börsenkurse ableiten zu können.
Es steht Dir frei, Beispiele zu nennen, an denen man die von Dir
befürchteten Auswirkungen erkennen kann.

Schönen Gruß
Gerd
Wolfgang Garbe
2004-03-05 14:47:48 UTC
Permalink
Gerd Roppelt schrieb am 04.03.2004, 07:45 Uhr:

[Handelshemmnisse]
Post by Gerd Roppelt
Es steht Dir frei, Beispiele zu nennen, an denen man die von Dir
befürchteten Auswirkungen erkennen kann.
Die Auswirkungen, die ich befürchte, sind beispiellos. ;-)
Aber nicht von den vergleichsweise vernachlässigbaren Sanktionen
herrührend, die kürzlich erlassen wurden. Nein, ich denke da eher an das
Scheitern von "Cancun" und dessen etwaige nachhaltigen Folgen. Immerhin
könnte das eine Art "obere Umkehr" bzgl. der Freihandelsbemühungen
gewesen sein.

Gruß,
Wolfgang
--
Keiner kommt hier lebend raus.
norbert kock
2004-03-01 12:39:00 UTC
Permalink
Gerd Roppelt wrote:

Nun gut, stecke ich das Thema also ins Wasserglas, Eure Worte in
Ricardos Gehörgang.
Post by Gerd Roppelt
Stellen wir doch mal einen Vergleich an mit dem letzten
vorangegangenen Fall von Handelshemmnissen zwischen USA und EU,
nämlich dem Stahlstreit. Können wir an den Aktienkursen der
europäischen Stahlerzeuger einen Einfluß des Stahlstreits erkennen?
In diesem Fall durfte man getrost auf den Einfluß der
stahlverarbeitenden Industrie vertrauen. Dem Wortgerassel folgten dann
ja auch zahlreiche Ausnahmen.
Post by Gerd Roppelt
Ich sehe nur das generelle Auf und Ab im Einklang mit dem gesamten
Aktienmarkt.
dann ist ja alles gut. Aber wehe, Du läßt mich ungewarnt ins Messer
laufen, falls dieses Thema (aus "Börsensicht") doch relevante
Größenordnungen erreicht. Wie groß wären die eigentlich?

Grüße
Norbert
Gerd Roppelt
2004-03-04 06:45:32 UTC
Permalink
Post by norbert kock
dann ist ja alles gut. Aber wehe, Du läßt mich ungewarnt ins
Messer laufen, falls dieses Thema (aus "Börsensicht") doch
relevante Größenordnungen erreicht. Wie groß wären die
eigentlich?
Da möchte ich mich genau so wenig festlegen wie Du.

Schönen Gruß
Gerd
Gerd Roppelt
2004-03-04 16:36:34 UTC
Permalink
Post by norbert kock
Nun gut, stecke ich das Thema also ins Wasserglas, Eure Worte in
Ricardos Gehörgang.
Da Du die komparativen Kosten ansprichst:

<http://www.zeit.de/2004/11/85konom> finde ich lesens- und
bedenkenswert. Obwohl die beiden einleitenden Absätze
anachronistisch sind und im Artikel nichts wirklich Neues steht,
ist er doch aktuell.

BTW, falls Schröder jemals ein Konzept hatte (außer der Idee,
Politik durch Moderation zu ersetzen), dann war sein Grundgedanke
wohl der, daß man Sozialausgaben einsparen kann, wenn man die
Globalisierung nur kräftig genug anheizt.

Schönen Gruß
Gerd
--
"Wenn wir Ökonomen mehr zur Beobachtung von Tatsachen und weniger
zum Wunschdenken neigen würden, würden sofort Zweifel über die
realistischen Vorzüge einer Theorie auftauchen, die uns ein ganz
anderes Ergebnis erwarten lassen." (Joseph Alois Schumpeter)
Michael Blunck
2004-03-04 17:13:44 UTC
Permalink
Post by Gerd Roppelt
<http://www.zeit.de/2004/11/85konom> finde ich lesens- und
bedenkenswert.
Obwohl die beiden einleitenden Absätze
anachronistisch sind und im Artikel nichts wirklich Neues steht,
ist er doch aktuell.
<gg>

Was bedeutet "aktuell" heute überhaupt noch, haben wir uns (börsenmässig) doch
längst an die Antizipation der Antizipation ... gewöhnt?

Na, der Autor stellt zumindest Fragen (wie´s guter alter Brauch ist bei der
"Zeit"):

"Schadet es uns, wenn plötzlich Arbeiter im polnischen Starachowice die Produkte
herstellen, die eben noch im bayerischen Penzberg vom Band liefen?" (aaO)

"Aktuell" zB lese ich folgendes:

"Die starke Position der Gewerkschaften in Polen, Mängel der Infrastruktur und
im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten hohe Lohnkosten schrecken
Investoren ab [...]" (DPA v. 3.3.)

Ähnliches las ich heute (4.3.) über die Slowakei. Also, wie ist der "reale" (der
aktuelle :o) Stand der Dinge? Niemand weiss es. Interessengeleitete Nachrichten
mit gegen Null tendierender Halbwertszeit werden (in wessen Auftrag?) Tag für
Tag herausgefeuert.

Wie können Artikel die sich auf derart "aktuelle" Nachrichten stützen dann zur
Analyse beitragen?

Zudem Ricardo ja von den Adepten der sog. "Globalisierung" missbraucht wird.
"Distributierte Produktion" lebt ja in erster Linie von der Subventionierung der
Transportkosten.

Dass der Autor (nur rhetorisch?) an der These einer wachsenden Ungleichheit als
Folge der G. zweifelt ist absurd, denn nicht nur niedrige Importpreise wären ja
Folge der G. sondern eben auch die von ihm als Gegenargumente angeführten
Änderungen in der Steuer- und Sozialpolitik, der "technische Fortschritt", oder
die Zuwanderung von Billiglohn-Arbeitern sind ja - und gar nicht einmal so
indirekt - Folge der G.

Na egal, mal weiter:

"Den begrenzten Effekt der Globalisierung erkennt man schon an folgenden Zahlen:
1991 bezog Deutschland neun Prozent seiner Importe aus der Dritten Welt, also
aus vermeintlichen Billiglohnländern. Und heute? Sind es immer noch neun
Prozent."

Hier eröffnet sich einer Statistik-kritischen Untersuchung ja ein weites Feld.
Diese Aussage würde ich schon mal ad-hoc bezweifeln allein aus dem Grund dass
heute den meisten Produkten überhaupt kein eindeutiges "Herkunftsland" mehr
zugeordnet werden kann. Eben eine weitere direkte Folge der G.

Usw. usf.

Fazit: ein ziemlich dummer Artikel.

Bekommt man für so etwas heute (4.3.) eigentlich noch Geld? Oder wurde dieser
Artikel bereits "für lau" in Bangladesh geschrieben? Quo vadis, "Zeit"?

Gruß
Michael
norbert kock
2004-03-04 19:26:34 UTC
Permalink
Post by Michael Blunck
Post by Gerd Roppelt
Obwohl die beiden einleitenden Absätze
anachronistisch sind und im Artikel nichts wirklich Neues steht,
ist er doch aktuell.
<gg>
Was bedeutet "aktuell" heute überhaupt noch, haben wir uns (börsenmässig) doch
längst an die Antizipation der Antizipation ... gewöhnt?
Stets die "Begründung" zum letzten Tick. Man könnte somit auch von Macke
reden. Aber zu welcher Zeit war das anders?
Post by Michael Blunck
Na, der Autor stellt zumindest Fragen (wie´s guter alter Brauch ist bei der
"Schadet es uns, wenn plötzlich Arbeiter im polnischen Starachowice die Produkte
herstellen, die eben noch im bayerischen Penzberg vom Band liefen?" (aaO)
"plötzlich" schadet fast immer.
Post by Michael Blunck
"Die starke Position der Gewerkschaften in Polen, Mängel der Infrastruktur und
im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten hohe Lohnkosten schrecken
Investoren ab [...]" (DPA v. 3.3.)
Ähnliches las ich heute (4.3.) über die Slowakei. Also, wie ist der "reale" (der
aktuelle :o) Stand der Dinge? Niemand weiss es.
Das die Einkommen hier eher sinken, dort eher steigen. Die Preise hier
eher sinken, dort eher steigen. Das für beide Entwicklungen Ausnahmen zu
finden sind. "Überrascht" auch weiterhin die meistgebrauchte Vokabel in
der Wirtschaftspresse sein wird.
Post by Michael Blunck
Interessengeleitete Nachrichten
mit gegen Null tendierender Halbwertszeit werden (in wessen Auftrag?) Tag für
Tag herausgefeuert.
Im Auftrag der bösen Herausgeber?
Post by Michael Blunck
Wie können Artikel die sich auf derart "aktuelle" Nachrichten stützen dann zur
Analyse beitragen?
Wenn überhaupt, können sie diesen oder jenen Aspekt hervorkramen.
Post by Michael Blunck
Zudem Ricardo ja von den Adepten der sog. "Globalisierung" missbraucht wird.
"Distributierte Produktion" lebt ja in erster Linie von der Subventionierung der
Transportkosten.
Dann kramen "wir" eben die thünschen Kreise wieder hervor und wettern
gegen Subventionierung. Zufrieden?
Post by Michael Blunck
Dass der Autor (nur rhetorisch?) an der These einer wachsenden Ungleichheit als
Folge der G. zweifelt ist absurd, denn nicht nur niedrige Importpreise wären ja
Folge der G. sondern eben auch die von ihm als Gegenargumente angeführten
Änderungen in der Steuer- und Sozialpolitik, der "technische Fortschritt", oder
die Zuwanderung von Billiglohn-Arbeitern sind ja - und gar nicht einmal so
indirekt - Folge der G.
Die bestehende Ungleichheit zwischen einem polnischen und deutschen
Landwirt wird wohl eher abnehmen.
Post by Michael Blunck
1991 bezog Deutschland neun Prozent seiner Importe aus der Dritten Welt, also
aus vermeintlichen Billiglohnländern. Und heute? Sind es immer noch neun
Prozent."
Das kann ich mir auch nicht so recht vorstellen. Diese Ziffern dürften
ähnlich schräg sein, wie unsere wunderbaren Exporterlöse mit ? 5%
Wertschöpfungsanteil in D.
Post by Michael Blunck
Fazit: ein ziemlich dummer Artikel.
Ein altes und bekanntes Thema. Dumm finde ich ihn allerdings nicht.
Post by Michael Blunck
Bekommt man für so etwas heute (4.3.) eigentlich noch Geld? Oder wurde dieser
Artikel bereits "für lau" in Bangladesh geschrieben? Quo vadis, "Zeit"?
Das könnte natürlich sein. Womöglich als steuerabzugsfähige
Entwicklungshilfe?

Grüße
Norbert
Michael Blunck
2004-03-04 20:21:46 UTC
Permalink
[...]
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
"Schadet es uns, wenn plötzlich Arbeiter im polnischen
Starachowice die Produkte herstellen, die eben noch im bayerischen
Penzberg vom Band liefen?" (aaO)
"Die starke Position der Gewerkschaften in Polen, Mängel der
Infrastruktur und im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen
Staaten hohe Lohnkosten schrecken Investoren ab [...]" (DPA v.
3.3.)
[...]
Post by norbert kock
Das die Einkommen hier eher sinken, dort eher steigen. Die Preise
hier eher sinken, dort eher steigen. Das für beide Entwicklungen
Ausnahmen zu finden sind. "Überrascht" auch weiterhin die
meistgebrauchte Vokabel in der Wirtschaftspresse sein wird.
Ja. Du hast ja recht. Trotzdem, manchmal habe ich Rückfälle und sehne mich nach
einer "überraschend guten" Analyse, vorzugsweise in "unserer"
Wirtschaftspresse. :D
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Interessengeleitete Nachrichten
mit gegen Null tendierender Halbwertszeit werden (in wessen
Auftrag?) Tag für Tag herausgefeuert.
Im Auftrag der bösen Herausgeber?
Ach was. In "Kreisen" (circle? cercle? :D ) der *Herausgeber* besteht doch
allerhöchstens stillschweigende Kumpanei dass jedwede Globalisierungskritik
naiv-dumm und von Übel ist.

[...]
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Zudem Ricardo ja von den Adepten der sog. "Globalisierung"
missbraucht wird. "Distributierte Produktion" lebt ja in erster
Linie von der Subventionierung der Transportkosten.
Dann kramen "wir" eben die thünschen Kreise wieder hervor und
wettern gegen Subventionierung. Zufrieden?
Klar, bin ich immer dabei. :o)

Apropos, Rot-Grün heute wieder ganz vorne mit dabei bei Subventionskürzungen. :D
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Dass der Autor (nur rhetorisch?) an der These einer wachsenden
Ungleichheit als Folge der G. zweifelt ist absurd, denn nicht nur
niedrige Importpreise wären ja Folge der G. sondern eben auch die
von ihm als Gegenargumente angeführten Änderungen in der Steuer-
und Sozialpolitik, der "technische Fortschritt", oder die
Zuwanderung von Billiglohn-Arbeitern sind ja - und gar nicht
einmal so indirekt - Folge der G.
Die bestehende Ungleichheit zwischen einem polnischen und deutschen
Landwirt wird wohl eher abnehmen.
Gerade die meinte er aber nicht sondern den ungleichen Profit an der G.
*innerhalb* D´s:

"Demnach erhöht das Outsourcing nach Osteuropa oder Asien zwar den
durchschnittlichen Wohlstand in Deutschland, aber nicht alle profitieren davon
gleichermaßen."

[...]
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Fazit: ein ziemlich dummer Artikel.
Ein altes und bekanntes Thema. Dumm finde ich ihn allerdings nicht.
Und inwiefern findest du ihn "nicht dumm"? (Ich verzichte hier mal auf ein
passendes Adjektiv um deiner Begründung nicht vorzugreifen ...)
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Bekommt man für so etwas heute (4.3.) eigentlich noch Geld? Oder
wurde dieser Artikel bereits "für lau" in Bangladesh geschrieben?
Quo vadis, "Zeit"?
Das könnte natürlich sein. Womöglich als steuerabzugsfähige
Entwicklungshilfe?
Oh Mann ... :o)

Aber wie dem auch sei jetzt bin auch ich einmal mit "aktuellen" Nachrichten
dran:

Am Montag erst prognostizierte das IFO den "weiteren unverminderten
Stellenabbau" in der Industrie. Nicht überraschend also dass am gleichen Tag
Karmann (Osnabrück) ankündigt den gesamten Betriebsmittelbau mit 700 Stellen zu
streichen. Der Anfang vom Ende für das gesamte Unternehmen?

Di: City Air (Münster/Osnabrück) beantragt Insolvenz, 85 Mitarbeiter sind
betroffen.

Mi: Der Rolltreppenhersteller Otis (Stadthagen) kündigt die Schliessung des
Werks zum Jahresende an. Die Produktion soll angeblich nach China verlegt
werden.

Ach ja, und noch eine Meldung aus dem Bereich der Subventionitis: Das völlig
pleitige Bundesland Bremen stellt problemlos 4,3 Mio Euro an "Wettbewerbshilfe"
für die Schichau-Seebeck Werft in B´haven bereit.

Mahlzeit
Michael
Gregor Frowein
2004-03-04 21:17:08 UTC
Permalink
Post by Michael Blunck
Ach ja, und noch eine Meldung aus dem Bereich der Subventionitis: Das völlig
pleitige Bundesland Bremen stellt problemlos 4,3 Mio Euro an "Wettbewerbshilfe"
für die Schichau-Seebeck Werft in B´haven bereit.
hingegen ein verblüffendes Signal des Wissenschaftlichen Beirats beim
Bundeswirtschaftministeriums. Die sagen doch tatsächlich, daß die
Förderung erneuerbarer hierzulande Energien nutzlos sei, wenn erst mal
der Handel mit den Emmissionsrechten losgeht. Die Zusammenhänge mag
sich jeder selbst zusammenlesen, ich für meinen Teil verstehe das
Ganze eh nicht.

Gruß
Gregor
Michael Blunck
2004-03-04 21:28:30 UTC
Permalink
Post by Gregor Frowein
hingegen ein verblüffendes Signal des Wissenschaftlichen Beirats
beim Bundeswirtschaftministeriums. Die sagen doch tatsächlich, daß
die Förderung erneuerbarer hierzulande Energien nutzlos sei, wenn
erst mal der Handel mit den Emmissionsrechten losgeht. Die
Zusammenhänge mag sich jeder selbst zusammenlesen, ich für meinen
Teil verstehe das Ganze eh nicht.
Ja, die davon hauptsächlich betroffenen hiesigen Windmüller verstehen das
Ganze - so scheint´s - auch (noch) nicht, geschweige denn ihre Aktionäre an den
deutschen Börsen.

Gutes Gefühl was, nicht so allein zu sein? :D

Apropos, ich vergass: bei "Otis" stehen die restlichen 360 Stellen zur
Disposition nachdem bereits bis jetzt etwa 600 Stellen "scheibchenweise"
abgebaut worden seien.

Gruß
Michael
norbert kock
2004-03-04 22:25:24 UTC
Permalink
Post by Gregor Frowein
Die Zusammenhänge mag
sich jeder selbst zusammenlesen, ich für meinen Teil verstehe das
Ganze eh nicht.
Ich auch nicht. Aber mit dem Motiv der Zahlungsabneigung lassen sich
eigentlich beliebige Zusammenhänge herstellen.

Grüße
Norbert
Gregor Frowein
2004-03-05 05:24:03 UTC
Permalink
Post by norbert kock
Post by Gregor Frowein
Die Zusammenhänge mag
sich jeder selbst zusammenlesen, ich für meinen Teil verstehe das
Ganze eh nicht.
Ich auch nicht. Aber mit dem Motiv der Zahlungsabneigung lassen sich
eigentlich beliebige Zusammenhänge herstellen.
Die Globalisierung treibt mich früh aus den Federn, (das unterscheidet
mich wohl von deren schärfsten Kritikern) und so kann ich noch schnell
einen Aspekt aus dem Gutachten für das Wirtschaftsministerium hier
anfügen:

"Skeptisch äußerte sich Weizsäcker [ein anderer] auch gegenüber
industriepolitischen Argumenten für den Ausbau regenerativer
Energiequellen. Mit einem Bruchteil der Mittel könnten in
Schwellenländern Kraftwerke modernisiert werden, und so könne mehr für
den Klimaschutz getan werden."

Das scheint mir schlüssig, aber wen interessiert so etwas schon. Wir
brauchen unsere teure Symbolpolitik und sei es auch nur, um dem Bürger
noch stärker seine (finanzielle) Lust an der Bewegung auszutreiben.

Gruß
Gregor
norbert kock
2004-03-05 05:50:00 UTC
Permalink
Post by Gregor Frowein
Die Globalisierung treibt mich früh aus den Federn, (das unterscheidet
mich wohl von deren schärfsten Kritikern)
gg
Post by Gregor Frowein
und so kann ich noch schnell
einen Aspekt aus dem Gutachten für das Wirtschaftsministerium hier
"Skeptisch äußerte sich Weizsäcker [ein anderer] auch gegenüber
industriepolitischen Argumenten für den Ausbau regenerativer
Energiequellen. Mit einem Bruchteil der Mittel könnten in
Schwellenländern Kraftwerke modernisiert werden, und so könne mehr für
den Klimaschutz getan werden."
Das scheint mir schlüssig, aber wen interessiert so etwas schon. Wir
brauchen unsere teure Symbolpolitik und sei es auch nur, um dem Bürger
noch stärker seine (finanzielle) Lust an der Bewegung auszutreiben.
heute Morgen kam mir spontan eine wunderbare Idee, wie nun auf
Tabaksteuer, Gürtel enger schnallen und Klimaschutz zu reagieren sei:
Die Sprittschleuder kommt wech, fortan gehe ich zu Fuß zum Bäcker und
für den seltenen Fall größerer Distanzen kommt ein alter Polo zum
Einsatz - ganz ohne Elektronik und so (das ist fast der wichtigste
Aspekt :-).
Damit die Globalisierung auch korrekt abläuft, müßte ich nun nur noch
den passenden polnischen Kollegen für das entsprechende Gegengeschäft
finden. Aber das sollte doch im Netzzeitalter ein leichtes sein. Sie
oder Er wäre dann meine ständige Globalisierungsreferenz.

Grüße
Norbert
norbert kock
2004-03-04 22:05:20 UTC
Permalink
Post by Michael Blunck
Ja. Du hast ja recht. Trotzdem, manchmal habe ich Rückfälle und sehne mich nach
einer "überraschend guten" Analyse, vorzugsweise in "unserer"
Wirtschaftspresse. :D
Die müssen wir wohl irgendwie selber hinbekommen. :-)
Post by Michael Blunck
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Interessengeleitete Nachrichten
mit gegen Null tendierender Halbwertszeit werden (in wessen
Auftrag?) Tag für Tag herausgefeuert.
Im Auftrag der bösen Herausgeber?
Ach was. In "Kreisen" (circle? cercle? :D ) der *Herausgeber* besteht doch
allerhöchstens stillschweigende Kumpanei dass jedwede Globalisierungskritik
naiv-dumm und von Übel ist.
Kreise, hmm - die hatten sich doch jüngst auch hier breit gemacht. Und
viel verraten haben die auch nicht. Noch nicht einmal über die Deutsche
Citi Bank. Was da wohl passieren mag - so recht vorstellen möchte ich
mir einen wie auch immer gelagerten "Merger" überhaupt nicht. Nein, daß
würde mir nicht gefallen!
Post by Michael Blunck
Post by norbert kock
Dann kramen "wir" eben die thünschen Kreise wieder hervor und
wettern gegen Subventionierung. Zufrieden?
Klar, bin ich immer dabei. :o)
Dann mache ich an dieser Stelle einen Haken. Kommt ja selten genug vor.
Post by Michael Blunck
Apropos, Rot-Grün heute wieder ganz vorne mit dabei bei Subventionskürzungen. :D
Ich nehme nur noch Taten wahr. War da was? In Politdingen lese ich bis
zur erfolgten Bundestagswahl nur noch die Überschriften.
Post by Michael Blunck
Post by norbert kock
Die bestehende Ungleichheit zwischen einem polnischen und deutschen
Landwirt wird wohl eher abnehmen.
Gerade die meinte er aber nicht sondern den ungleichen Profit an der G.
Alles wie gehabt also. Gegner des freien austausches von Gütern und
Dienstleistungen haben vor lauter Nationalismus vergessen, daß die
Aufgabe komerzieller Unternehmen in der Versorgung ihrer Kunden liegt.
Sonst wären es kulturelle Stiftungen oder Beschäftigungsanstallten. Und
von letzteren haben wir in D bekanntlich noch eine ganze Menge.
Vielleicht sollte der Nürberger Club für Arbeit zur Rettung auf
ostdeutschen Theaterbühnen auftreten.
Post by Michael Blunck
"Demnach erhöht das Outsourcing nach Osteuropa oder Asien zwar den
durchschnittlichen Wohlstand in Deutschland, aber nicht alle profitieren davon
gleichermaßen."
Kein Zweifel. Manche können nicht, manche wollen nicht und manche haben
schlichtweg Pech. Mein Großonkel hatte hier auch mal Pech. Der ist dann
dorthin gegangen, wo er kein pech mehr hatte. Heute freut er sich über
Steuerschecks von GWB.
Was soll man nur zu so einer Aussage sagen, "nicht alle gleich".
Post by Michael Blunck
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
Fazit: ein ziemlich dummer Artikel.
Ein altes und bekanntes Thema. Dumm finde ich ihn allerdings nicht.
Und inwiefern findest du ihn "nicht dumm"? (Ich verzichte hier mal auf ein
passendes Adjektiv um deiner Begründung nicht vorzugreifen ...)
Er entsprach meistenteils "common sens". Gegen die Schlußbemerkung,
staatliche Sozialsysteme zur Abfederung plötzlicher Entwicklungen zu
nutzen, kann auch kaum gekrittelt werden. Auch habe ich bislang den
Eindruck, daß sich die Standortveränderungen noch in geordeten Bahnen
vollziehen. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß mit den
tatsächlichen Beitritten noch einiges beschleunigen könnte. Dann muß ich
ggf. noch mal nachdenken.

Worüber empörst Du Dich eigentlich so, den Artikel betreffend meine ich?
Post by Michael Blunck
Aber wie dem auch sei jetzt bin auch ich einmal mit "aktuellen" Nachrichten
[Nachrichten gelesen und geschnibbelt]

Zu den Unternehmen kann ich Dir leider nicht mehr verraten, als in den
Zeitungen steht. Auch habe ich keine Ahnung, ob die gezahlten Gehälter
in den Unternehmen noch verdient wurden, oder nicht.
Post by Michael Blunck
Ach ja, und noch eine Meldung aus dem Bereich der Subventionitis: Das völlig
pleitige Bundesland Bremen stellt problemlos 4,3 Mio Euro an "Wettbewerbshilfe"
für die Schichau-Seebeck Werft in B´haven bereit.
Ob das problemlos war, weiß ich ebenfalls nicht. Aber vielleicht
vertraut Herr Scherf darauf, demnächst eine lokale Einkommensteuer
erheben zu dürfen? Mir würde das jedenfalls ganz gut gefallen.

Grüße
Norbert
Wolfgang Garbe
2004-03-05 11:59:47 UTC
Permalink
Post by norbert kock
Post by Michael Blunck
"Demnach erhöht das Outsourcing nach Osteuropa oder Asien zwar den
durchschnittlichen Wohlstand in Deutschland, aber nicht alle
profitieren davon gleichermaßen."
Kein Zweifel. Manche können nicht, manche wollen nicht und manche
haben schlichtweg Pech. Mein Großonkel hatte hier auch mal Pech. Der
ist dann dorthin gegangen, wo er kein pech mehr hatte. Heute freut
er sich über Steuerschecks von GWB.
...und versorgt Dich deshalb mit wohlgesonnenen Wahlprognosen? ;-)
Post by norbert kock
Was soll man nur zu so einer Aussage sagen, "nicht alle gleich".
Wenn sich das "gleich" über ein "bald" bis zu einem "irgendwann später"
hinauszögert, verwundert es nicht, dass sich bei den Benachteiligten
Unmut breit macht, und deren politische Sprachrohre vehement nach
Abschottung rufen.

Gruß,
Wolfgang
--
Keiner kommt hier lebend raus.
norbert kock
2004-03-05 14:52:50 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Garbe
...und versorgt Dich deshalb mit wohlgesonnenen Wahlprognosen? ;-)
Das schiebe ich nun wiederum zu den Kreisen. Eine wunderbare Erfindung.
Post by Wolfgang Garbe
Post by norbert kock
Was soll man nur zu so einer Aussage sagen, "nicht alle gleich".
Wenn sich das "gleich" über ein "bald" bis zu einem "irgendwann später"
hinauszögert, verwundert es nicht, dass sich bei den Benachteiligten
Unmut breit macht, und deren politische Sprachrohre vehement nach
Abschottung rufen.
So meine Befürchtung. Zumal ich den Regierenden dieser Welt aktuell so
ziemlich jeden Unsinn zutraue. Wo ist der nächste Holzbalkon?

Grüße
Norbert

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